Führung

Dark Leadership – Wieso funktioniert das ?

13. February 2024
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Fernando Osorio

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Es gibt sie.

Die Führungskräfte, die Anhänger um sich scharen, obwohl sie doch, für jeden sichtbar, nichts Gutes im Schilde führen.
Sie lügen, sie manipulieren, sie betrügen. Aber sie sind erfolgreich. Sitzen an der Spitze von Abteilungen, Unternehmen, Parteien, ja sogar Regierungen.

Jeder “normale” Mensch würde meinen, Führung muss auf ethischen und moralischen Grundsätzen basieren. So wird es transportiert, so wird es gelehrt und so sprießen Coaches aus dem Boden, deren Themen Mindful Leadership, Servant Leadership o.ä. sind.

Auch von mir hört und lest ihr in Sachen Leadership nichts anderes.

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Wie kann es sein, dass Führung ohne Werte und Moral funktioniert ?

Wie können solche Menschen so erfolgreich sein ?

Aber wenn das so ist, wie kann es nur sein, dass die “dunkle Seite” so erfolgreich ist?
Wie kann sich etwa ein Donald Trump zum zweiten Male an die Spitze eines Staates stellen ?
Woher kommt es, dass man oft erst nach deren Fall feststellt, daß vermeintliche Top Leader eigentlich nur unmoralisches, verwerfliches, juristisch fragwürdiges oder gar Böses über Jahre gefördert oder getan haben ? Wir alle kennen solche Typen mit Namen….
Wie kommt es, daß solche Typen derart hoch aufsteigen und sich dort oft halten können ?

Nun, neben den Charakter- und Wesenszügen der dunklen Triade , die oft zu dem führen, was gerne als “Toxic Leadership”  bezeichnet wird, bedienen sich diese Leute aus dem Bereich gerne einer uralten Methode:
Dem Spalten oder Auseinanderdividieren von Menschengruppen oder ganzen Gesellschaften. Frei nach – und teilweise weit über das bekannte Prinzip Divide et impera” -Teile und herrsche hinaus.

Diese Menschen säen Dissens, Zwietracht und Negatives bewusst, da sie einen Zustand haben wollen – nein, müssen -, in dem zwei Gruppen existieren.

“Wir” und “die anderen”.

Ziel ist “die anderen” mundtot zu machen oder gar zu vernichten und das mit Hilfe und Legitimierung des “wir”. Dabei wird innerhalb des “wir” gerne eine Führungsfigur (Führerfigur) auf ein Podest gestellt und oft gegen jede Ratio bis zum Äußersten verteidigt. Innerhalb des “wir” glauben die Menschen keine andere Wahl zu haben als mitzumachen, denn sonst könnte man ja selbst von “den anderen” vernichtet werden, ergo ist jedes Mittel legitim.

Und die Anhänger merken gar nichts und folgen ?

Hier landen wir wieder bei der entsprechenden “Führungsperson”.
In der Auseinandersetzung, dem Kampf ums Überleben , ja sogar den Krieg gegen “die anderen”, ist der Einsatz jedes Mittels recht und wird von allen innerhalb des “wir” mitgetragen, bzw. akzeptiert.
Lügen, Betrügen, Fake News, juristisch zweifelhaftes, Diffamierung oder gar noch extremeres kann und “darf” zum genutzten Arsenal gehören.
Bei den meisten innerhalb des “wir” wird damit “argumentiert”, dass “die anderen” das ja auch tun, oder gerne tun könnten.

Diese Muster kennen wir. Siehe US Wahlkampf, siehe Rechtsruck in Deutschland, siehe manchem Top Konzern, uvm.

Oft stellt man sich die Frage, ob die Menschen die solchen “Führungsfiguren”, teils bedingungslos folgen denn nicht sehen können, dass dieser “Leader” ihnen schadet, statt wie ein echter Leader fürsorglich zu sein, ehrlich zu sein, empathisch zu sein, zu verbinden statt zu spalten. 

Verzichten diese Menschen auf Empathie, Fürsorge und Kompetenz ?

Die Antwort ist, dass solche Menschen das, was sie sehen und hören, tatsächlich für Fürsorge, Empathie und Führungskompetenz halten.

Sie halten die Lügen ihres “Leaders” für Fürsorge, denn er tut das ja nur, um “die anderen” zu täuschen und somit das “wir” dem Sieg näher zu bringen.

Sie halten die Lügen für Empathie, denn ihr “Leader” tut das alles ja nur für das “wir” und opfert demnach einen Teil von sich selbst, weil er weiß, was wir wollen.

Sie halten die Lügen für einen Ausdruck von Kompetenz, weil sie sie für ein taktisch legitimes Mittel halten, “die anderen” zu täuschen, zu manipulieren und dazu zu bringen, Dinge zu tun, die sie normalerweise nicht täten.
(Sales Leuten fällt hier vielleicht die Parallele zu manipulativen Verkaufstechniken ein, die manche für eine positive Eigenschaft halten). 

Ist absurd ? Ja, aber leider wahr. 

Fake News werden von den Leuten im “wir” für kluge Taktik gehalten. Mehr Fake News = mehr Bindung zum “Leader” der das so gut kann und so uneigennützig nur für uns verwendet….

Zum Glück kann mir das niemals passieren

Jetzt denken viele, “Gott sei Dank stehe ich auf der richtigen Seite”.

Ist das so ? Bist Du Dir da ganz sicher ?

In Forschungskreisen gibt es die sogenannten Critical Leadership Studies, kurz CLS.
Diese Forschung fokussiert offensiv und sehr kritisch Führung, Führungsprinzipien und Führungskräfte. Außer den altbekannten Facetten wie Macht, sozialem Impact, Organisation, Change, Dynamik u.ä. hinterfragen diese Wissenschaftler auch die traditionellen Sichtweisen auf Führung. Manche dort gehen sogar so weit festzustellen, dass die populäre Sichtweise auf Führung unvollständig, verdreht, illusorisch, falsch oder ideologisiert sei.
Dabei wird argumentiert, dass das, was im Allgemeinen zu Leadership gelehrt wird, nicht annähernd alle Facetten des realen Lebens einschließt.

CLS hinterfragt und untersucht also Mainstream Vorstellungen von Führung und untersucht die Machtverhältnisse, Ideologien und sozialen Konstruktionen, die Führung beeinflussen. 

Führung basiert doch auf Fakten und nicht auf Glauben, oder ?

Ist Euch hier der Begriff “Ideologien” aufgefallen ?

Ja, auch jenseits des “Dark Leadership” ist Ideologie immer ein Thema, das mitschwingt. Die Beweisführung dafür ist einfach: Schau einfach auf die immer noch herrschenden Unterschiede in Machtverteilungen , die auf Geschlecht, Ethnie, Klasse, Herkunft und anderen sozialen Identitäten beruhen.
Das lassen wir zu, obwohl wir nicht auf der “dunklen Seite” stehen….. Warum wohl ?

Manch einer vertritt sogar die Auffassung, einige der Elemente der “dunklen Seite” könnten ab und an gar nicht schaden – dazu am Ende des Artikels ein Paar Beispiele.

Insgesamt meint CLS,  dass es wichtig ist, ein umfassenderes Verständnis von Führung zu entwickeln.
Eingebracht werden müssen Faktoren wie, sozialen, politische und kulturelle und gesellschaftliche Kontexte, also jedes Element in dem Führung stattfindet. CLS möchte Kritisches Überdenken von Macht und Ungleichheit anregen. Ziel sollen dabei moderne Ansätze zur  Veränderung (hin zu Gerechtigkeit) in Unternehmen, Organisationen und ganzen Gesellschaften sein.
Insofern ist es für jeden von uns, auch auf der “hellen Seite” wichtig sich selbst und sein Gebahren immer und immer wieder kritisch zu hinterfragen, auch im Hinblick dessen, was CLS anspricht.

Ebenso kritisch zu betrachten ist, daß Leadership sehr oft damit konnotiert ist, eine romantisierte Darstellung von Leadership und Führungskräften zu beschreiben.
Meist ist es so, daß Führungspersönlichkeiten als heldenhafte, kluge, sympathische, charismatische und manchmal sogar messianische Figuren zu dargestellt und angesehen werden.
Sie können alles und inspirieren ihre Fans mit jedem Wort, das sie sagen (so schwachsinnig es auch sein mag). Hieran siehst Du, dass das schon jetzt prinzipiell nicht so anders als auf der “dunklen Seite ist” und auch darin steckt eine Gefahr. 

Leadership ist in der populären Sicht also etwas für CharismatikerPersönlichkeiten, Menschen mit außergewöhnliche Fähigkeiten und vor allem Visionen.
Sie werden als inspirierende Figuren präsentiert (und oft auch inszeniert), die die Massen mobilisieren und positive Veränderungen bringen.

Ein echter Leader soll ein Held sein, Hindernisse spielend überwinden, angstlos große Risiken eingehen und natürlich durchweg große Erfolge erzielen. Oft wird die Komplexität von Führung und Führungskräften brutal vereinfacht oder idealisiert. Schwierigkeiten, Misserfolge oder gar Probleme haben Leader nicht, oder sie hatten sie einmal und haben sie endgültig (und mustergültig) überwunden. Die Realität des Führungsprozesses wird oft romantisiert, idealisiert oder verklärt.

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Führung, die auf Werten und Moral basiert wird oft überhöht. Sie ist aber absolut alternativlos !

Hinzu kommt, daß viele Menschen dazu neigen,  unrealistische Erwartungen an Führungskräfte zu haben und sich deshalb auf  Persönlichkeiten mit einer sichtbaren Eigenschaft zu konzentrieren -etwa Charisma-, anstatt die vielfältigen Fähigkeiten und Qualitäten zu schätzen, die für wirkliche, effektive Führung erforderlich sind. Das ist einer der Gründe, warum sich unfähige, toxische Führungskräfte dennoch oft lange halten.

Merkst Du auch hier wieder die Gefahr der “dunklen Seite” zu verfallen ? Nein ?

Ok,Test :  also, wen himmelst Du an ? Bezos ? Musk ? Jobs ?  Oder die Marke aus dem Hause Jobs ?

Ertappt ??

Es ist daher sowohl für Führungskräfte, als auch für die, die auf sie schauen enorm wichtig, eine klare und realistische Sichtweise auf Führung zu entwickeln, die die Vielfalt von Führungsstilen, Skills und Herausforderungen – aber auch von Problemen, Hürden und Widerständen immer mit einbezieht.

Ein Plädoyer hierfür ist das sehr lesenswerte Buch “Fixing Workplaces and Careers One Truth at a Time” von Jeffrey Pfeffer.
Er zweifelt sogar die Korrelation Ethik-Erfolg an und plädiert für eine realistischere Sichtweise auf die Notwendigkeiten der Führung im echten Leben.
Darüber kann man streiten. Eine seiner Auffassungen teile ich aber : Leadership heisst nicht “Steadily-Happy-Ship”.

Also auf Ethik und Werte verzichten ?

Tatsächlich ist Führungsarbeit, ebensowenig wie alles andere in einem Unternehmen immer von positivem geprägt.
Auch eine gute Führungskraft kann unmöglich ständig nur schwebend positives vermitteln. Das wird zwar überall so dargestellt und gelehrt , scheitert aber natürlich an der Realität. Macht, Konflikte, Probleme, Ängste, Erfolgsdruck, persönliche Probleme und vieles mehr gehören zum Alltag einer Führungskraft. Demnach gibt es oft kein schwarz-weiß, ja-nein, Leader oder Manager, Servant-oder nicht servant, dieser Stil-jener Stil, oder sonstige simple Dualismen. Es gibt keine Simplizität wie “wir” gegen “die anderen”….

Wir machen es uns nicht so einfach wie der Dark Leader – und das ist auch gut so !

Dark Leadership Elemente und jede manipulative, destruktive oder unethische Verhaltensweise, die das Wohlergehen der Mitarbeiter und das langfristige Wachstum der Organisation gefährden, gehören nicht zu unserem Repertoire. 

Sicherlich gibt es Situationen, in denen einige Aspekte von Dark Leadership kurzfristig als “effektiv” erscheinen könnten , besonders wenn man nur die unmittelbaren Ergebnisse betrachtet. Sie sollten dennoch für jede Führungskraft mit Anspruch inakzeptable no-gos bleiben.
Manipulative Führungstechniken können vorübergehend dazu führen, dass Mitarbeiter Ziele erreichen oder auch kurzfristige Leistungssteigerungen erzielen. Das ist so.
Ein Führungsstil, der auf autoritärer Kontrolle basiert, kann manchmal schnellere Entscheidungen herbeiführen. Auch das ist nicht von der Hand zu weisen.

Wenn Du aber zu diesen Mitteln greifen musst, hat die Führung, vielleicht auch Deine, vorher bereits längst versagt….

FAZIT – Dark Leadership

Mein Fazit ist daher, daß Führung die auf Ethik und Moralvorstellungen basiert vielleicht nur eine Illusion sein mag, aber eine Illusion an der wir festhalten sollten.

Im Gegensatz zum Dark Leadership wollen wir nämlich weder jemanden benutzen, noch jemanden zerstören.

Wir wollen Menschen sein und Menschen führen. 
Unser  Sieg basiert nicht auf der Niederlage “der anderen”.
Unser Sieg basiert darauf, möglichst alle mitzunehmen und sie möglichst besser und stärker zu machen.

Also lass uns weiter daran arbeiten mein junger Padawan, denn irgendwann bringen wir das Gleichgewicht zurück…..

Möge die Macht mit Dir sein! !

🙂

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Über den Autor
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Fernando Osorio

Von door to door Kaltakquise über KAM , bis hin zum verantwortlichen für strategisches Vertriebsmanagement international aufgestellter Unternehmen mit mehreren Vertriebseinheiten in verschiedenen Ländern. Mehrfach, auch international, Vertriebe und Vertriebsteams ab Stunde null aufgebaut, Vertriebsprozesse eingeführt und optimiert, sowie Vertriebs- und Go To Market Strategien auf- und umgesetzt. Recruiting, Training, Coaching und Entwicklung von Vertriebspersonal, auch international.

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